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Erzbischöfliches Museum

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ERZBISCHÖFLICHES MUSEUM ST. JÓZEF SEBASTIAN PELCZAR

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10.00 bis 16.00 Uhr. Reservierungen für Gruppen: Tel. +48 16 678 27 92

    Das Museum ist vor allem wegen der Person seines Gründers ein besonderer Ort: Es geschieht nicht oft, dass ein Heiliger eine kulturelle Einrichtung ins Leben ruft. Der Bischof von Przemyśl Józef Sebastian Pelczar hatte bereits zu Beginn seines Dienstes als Priester dazu aufgerufen, die materiellen Zeugnisse der Religiosität des Menschen unter besonderen Schutz zu stellen und auf der Diözesansynode 1902 ein bischöfliches Museum gegründet. Aufgrund dessen begann man damit, eine Sammlung sakraler Kunstwerke aus dem damaligen Bistum Przemyśl aufzubauen, die im ehemaligen jesuitischen Oratorium über dem Hauptschiff der Herz-Jesu-Kirche aus dem 17. Jahrhundert untergebracht wurde. Nach sechsjähriger Sammel- und Organisationsarbeit wurde die Einrichtung 1908 feierlich eröffnet.    

    Das Museum bestand fast hundert Jahre in unveränderter Form und am selben Ort. Im Hinblick auf den schlechten technischen Zustand des bisherigen Sitzes wurde jedoch beschlossen, das Museum an einen neuen Ort zu verlegen. Dank der Bemühungen der Freunde des Museums und des starken Willens der Menschen, welche die Sammlung betreuen, wurde damit begonnen, einen Teil der Kunstwerke zu konservieren. Als neuen Sitz des Museums bestimmte Erzbischof Józef Michalik zwei historische Bürgerhäuser in der Nachbarschaft der Erzkathedrale St. Johannes Baptist. Die feierliche Eröffnung des „neuen Museums“ fand zum 100. Jubiläum der Einweihung des ersten Sitzes am 27. August 2008 statt.

    Die Perle der Sammlung des Museums sind Werke des polnischen Mittelalters, die mit Beispielen aus allen Kunstrichtungen einen breiten Einblick in die Epoche geben. Unter den gezeigten Tafelbildern, meist Teile von Altären, sind die Flügel eines Triptychons aus Załęże  (ca. 1470) zu erwähnen, welche die Szene der Verkündigung des Herrn darstellen, oder auch ein Triptychon aus Osiek Jasielski (1527), das die Tätigkeit der Apostel Peter und Paul illustriert. Vor kurzem wurde die Ausstellung um ein Bild der Muttergottes mit dem Kinde (ca. 1460) im kleinpolnischen Hodegetria-Typus bereichert. In ikonographischer Hinsicht außergewöhnlich ist ein Beispiel für die sog. Große Heilige Familie auf einer Predella aus Jaćmierz. Die Bildhauerei ist vertreten durch Darstellungen der Muttergottes mit dem Kinde, sog. Schöne Madonnen, u. a. aus Bączal Dolny (spätes 15. Jahrhundert) oder aus Święcany (ca. 1375). Historisch besonders wertvoll sind Figuren, die die Anordnung auf dem sog. Lettnerbalken rekonstruieren; unter ihnen zieht besonders ein monumentales Kruzifix aus Nowe Miasto die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Auch wenn es nicht zum klassischen Kanon des Schönen gerechnet werden kann, spricht er den Betrachter zweifellos durch seine emotionale Ladung an.

    Erwähnenswert ist auch die Sammlung mittelalterlicher Stoffe. Die ältesten, aus dem späten 14. Jahrhundert stammenden Exponate sind zwei Teile aus den Kaseln eines Ornats. Die späteren Stickereien gehören bereits in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Unter ihnen befindet sich eine Kasel mit einem Kreuz und der Szene der Entschlafung der Gottesmutter im Kreise der Apostel (Analogien zu Stickereien, die im Raum Krakau hergestellt wurden) und eine Kreuzkasel mit der Szene des leidenden Christus an einem als Lebensbaum (arbor vitae) dargestellten Kreuz. Im neuen Flügel des Museums sind auch Pluviale und Ornate zu sehen, wobei die während des Entsatzes von Wien im Jahr 1683 erworbenen liturgischen Gewänder besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

    Die Epoche des Barock wird von einer Sammlung von Porträts repräsentiert. Zu den interessantesten Exemplaren dieser Gruppe gehören ein Porträt des Bischofs von Przemyśl Paweł Piasecki (1644–1649), des Verfassers der „Polnischen Chronik“, sowie ein großes Porträt eines seiner Nachfolger, Aleksander Antoni Fredro  (1724–1734).

    In den Beständen befinden sich auch Ölgemälde des französischen Künstlers Augustyn Mirys, des Malers der Familie Branicki aus Białystok. Neben einer Darstellung von Jan Klemens ist ein Porträt seiner Gemahlin Izabela Branicka (geborene Poniatowska) und ihrer Verwandten Urszula Lubomirksa (geborene Branicka) vertreten. Ein attraktives Beispiel für das polnische Gruppenporträt ist ein Ölgemälde, das die Familie Krasicki aus Dubiecko darstellt und von Mikołaj Tereiński gemalt wurde (ca. 1753).

    In der Sammlung des Museums befinden sich auch sarmatische Sargpoträts und zahlreiche Beispiele für die sakrale Malerei vom 15. bis 19. Jahrhundert.

    Es kann auch ein Adelszimmer aus dem 17. Jahrhundert betreten werden. Diese Neuerwerbung des Museums wurde aus dem „Gutshaus Orzechowski“, das sich in der Nachbarschaft der Erzkathedrale befindet,

hierher gebracht. Im Sitz von Stanisław Orzechowski, eines Kanonikers des Kathedralkapitels von Przemyśl, sind auch originale Gerätschaften aus dem 17. Jahrhundert sowie Teile von Wandmalereien mit religiöser Thematik zu sehen.

    2011 wurde ein neuer Ausstellungsflügel eingerichtet, in dem Elemente alter, in vorkonziliarer Tradition hergestellter Kirchenausstattungen präsentiert werden. Im Hauptsaal kann man sich wie in einer alten Kirche mit einem traditionellen Altarretabel mit Skulpturen von Heiligen und einer Sammlung liturgischer Gefäße (Kelche, Monstranzen, Leuchter u.ä.) In einem der Säle wird eine Sammlung von Ikonen gezeigt, von denen die Ikonen der Entschlafung der Muttergottes und der Muttergottes mit den Propheten, die auf das 16. bis 17. Jahrhundert datiert werden, besonders interessant sind.

    Unter den anderen Exponaten zu erwähnen sind die Skulpturen des bekannten Barockkünstlers der Lemberger Schule Thomas Hutter oder die Bildwirkereien, die Bischof Aleksander A. Fredro (1724–1734) aus der päpstlichen Manufaktur San Michele eingeführt hatte. Sie wurden nach Entwürfen von Guido Reni (1575–1642) hergestellt und stellen die vier Evangelisten dar. Während der Besatzungszeit hatten die Deutschen vergeblich nach ihnen gesucht.

    In den drei Sälen im Erdgeschoss, den sog. „Psaltersälen“, ist eine Kollektion von Erinnerungsstücken untergebracht, die mit der Person des Heiligen Vaters Johannes Paul II. verbunden sind. Zu sehen sind hier sowohl persönliche Gegenstände, die der Papst benutzte (ein Papstgewand, sein Rucksack und seine Matratze, die er bei Ausflügen ins Gebirge benutzte), als auch zahlreiche Geschenke, die er für die Sammlung des Museums gespendet hatte.

Tekst: Ks. Marek Wojnarowski
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